niegripp  online

Lebendige Geschichte

Wir danken dem © Dorise-Verlag  für die freundliche Erteilung 
der Genehmigung, Auszüge aus der Festschrift des Ortes
anlässlich der 850 Jahr - Feier zu veröffentlichen.

Wichtige Daten


 

Ca. 3500 vor der Zeitrechnung

Ackerbauern errichten ihre Dörfer an hoch gelegenen Ufern der Elbe. Der Fisch der Elbe ist das wichtigste Nahrungsmittel.

4./5. Jahrhundert

Im Zuge der Völkerwanderung verlassen große Teile der germanischen Stämme den Fläming.

6. Jahrhundert

Westslawische Stämme besiedeln den Fläming.

9./10. Jahrhundert

Wahrscheinlich ist die wendische Siedlung „Mokrianici“ (feuchter Ort), das heutige Möckern, schon zum Ende des 9. Jahrhunderts unter deutschem Einfluss. Sicher ist, dass der Ort an dem damals ausgedehnten Sumpfgebiet der Ehle Mitte des

10. Jahrhunderts eine deutsche Burgwardei war. Diese Zeit gilt als erste Phase der ostelbischen Herrschaftserrichtung deutscher Feudalherren auf altsorbischem Siedlungsgebiet.

937

„König Otto schenkt der von ihm gegründeten, dem Heiligen Moritz, Heiligen Innozenz und Genossen geweihten Kirche 103 Familien von Hörigen und Leibeigenen samt deren Eigentum, allen Zins, Einkaufs- und Verkaufs-Zehnten in Mortsani, Ligzizi und Heveldun. Alles dieses schenkt er mit allem Zubehör an Land und Leuten dem Konvent und gestattet ihm in diesen Besitzungen Holz, Weide und Mästung der Schweine. Auch sollen die dem Konvent gehörigen Dienstleute seiner weltlichen Gerichtsbarkeit als der des Vogts und nur dem Konvent dienstbar sein.“ Durch diese Schenkung verlieren viele Siedler und Bauern ihre Unabhängigkeit. Nach Auferlegung der Abgaben werden, um eine geordnete Ablieferung zu ermöglichen, Markgrafen eingesetzt, die Verwalter beschäftigen. Diese überwachen die Feldbestellungen, die Viehzucht, den Fischfang und die Honiggewinnung. Sie müssen die Dienstleute stellen, die Abgaben einziehen und abliefern. Als Wohnung für den Verwalter und zur Unterbringung der gesammelten Abgaben wird ein festes Gebäude aus Feldsteinen errichtet, das mit einer Mauer und wo es die Lage erfordert, auch mit einem Graben umgeben ist. Diese auch der Verteidigung dienenden Anlagen werden Burg (Bergungsort) und der Verwalter Burgward („ward“ Wächter) genannt. Dieser Bezirk erhält danach den Namen Burgwardei. Infolge dieser festen Bauten werden diese Orte in den Urkunden auch als civitas (feste Stadt) bezeichnet. Die Ausdehnung der Umfassungsmauer richtet sich nach der Größe der Burgwardei, denn sie müssen auch den Einwohnern Schutz bieten und Räume umschließen, in denen die oft unfreiwillig gelieferten Abgaben gelagert und in Sicherheit gebracht werden können, bis die Überführung nach Magdeburg erfolgt. Der Burgward wird mit einzelnen Dörfer belehnt und erhält Gerechtsame1,

Gerechtsame, auch Gerechtigkeit, im Plural „die Gerechtsame“ (seltener „die Gerechtsamen“) ist das bis ins 19. Jahrhundert gebräuchliche Wort für Recht bzw. Vorrecht, die „Gerechtigkeit“, mit der man etwas tat, besaß oder nutzte. Das Wort tauchte meist in Wortfügungen auf: Eine Stadt konnte eine bestimmte die er anstelle eines Gehalts für sich ausnutzen kann.

946

Schartau wird als Sirtav bezeichnet.

948

Im Jahr 98 überträgt König Otto I. diese Gerechtsame dem Moritzkloster in Magdeburg. Er übergibt dem Kloster die Stadt Schartau samt den Dörfern, die dazu gehörten. Es ist der Burgward Schartau wirtschaftlich untergeordnet, zu dessen Gebiet die früher oder später entstandenen Dörfer Niegripp, Blumenthal, Parchau, Eileburg, Parey gerechnet werden.

Damals gibt es nur einen Ort Niegripp, später sind es zwei Orte dieses Namens, die, wenn beide schon vor 1300 bestanden, durch die Elbe noch nicht getrennt sind. Daher ist es auch vielfach nicht nachzuvollziehen, auf welche der beiden Orte sich eine urkundliche Nachricht bezieht

Gerechtsame einrichten. Es gibt z.B. die Schmiedegerechtigkeit, Schank-, Wege-, Wassergerechtigkeit, die Brau-, Mühl, Brot-, Fleischbankgerechtigkeit (die gegen Zins weiter verliehen werden konnten). „Auf dieser Mühle lagen die Gerechtsame des Bier- und Branntweinschankes, des Tanzhaltens sowie des Schwarz- und Weißbackens“, so die typischen Formulierungen, die in der Regel mit Erlaubnis, Konzession oder Lizenz zu übersetzen sind. Die Gerechtsame konnte sich auch auf das Nutzungsrecht an einem Grundstück beziehen. Gerechtsame waren wie Grundstücks-, Eigentums- und andere Nutzungsrechte vererbbar. Viele Gerechtsame standen in Zusammenhang mit den Regalien, den königlichen Rechten, und wurden von den Herrschern bzw. ihren Lehensmännern oder den Bischöfen verliehen. Dafür erhoben diese dann den Zehnt oder eine Pacht.

Die älteste Nachricht steht in der Magdeburger Schöppenchronik. In ihr wird Niegripp im Jahr 1136 erwähnt Leider sind diese Informationen urkundlich nicht mehr nachzuweisen. Demnach verwendet man Einkünfte aus Niegripp und Schartau, um die vom Erzbischof Konrad aus dem Domschatz zur Romfahrt mit Zustimmung des Kapitels entnommenen 52 Mark Goldes zu ersetzen.

966

Schartau wird Svartavua genannt. Dieser Ort wird später zur Burgwardei, erhält die Bezeichnung civitas. Die Burgwardei erstreckt sich bis zum damaligen Lauf der Elbe, an den Biederitzer Forst bei Glindenberg und umschließt die Dörfer Gossel und Nosdorf. Diese Burgwardei hat nur wenige Bewohner.

973

entsteht die Burgwardei Lostau. Zu dieser gehören die Dörfer Rothensee, Wardenberg, Hohenwarthe, Sommeringen und Glindenberg.

987

Das Schloss zu Schartau wird wieder aufgebaut. Wodurch es zerstört wurde, ist nicht bekannt.

12. Jahrhundert

Eroberung des ostelbischen Gebietes durch Deutsche unter Markgraf Albrecht dem Bären.

1107

Der Erzbischof Adalgot von Osterburg stellt um 110 fest: Die Heiden hier sind übel, ihr Land aber höchst ergiebig an Fleisch, an Honig, an Mehl … an Vögeln. Und wenn es sorgfältig bebaut wird, wird ein solcher Überfluss an allem Wachstum aus der Erde sein, dass kein Land mit ihm ver-glichen werden kann. Das sagen, die es kennen. Deswegen, Ihr Sachsen, Franken, Lothringer, Ihr ruhmvollen Flandrer, Bezwinger der Welt, hier könnt Ihr Eure Seelen erretten und – wenn Ihr wollt – das beste Land zum Siedeln bekommen. Rund 00 000 Menschen strömen im 12. und 13. Jahrhundert nach Osten. Die Siedler kommen insbesondere aus der Altmark, dem Harz, Flandern und den Rheingebieten. Der Zuzug führt sehr wahrscheinlich über Magdeburg zuerst in die Loburger und Leitzkauer Region, von dort nach Wittenberg, weiter nach Jüterbog und Belzig.

1150

Es werden in unserer Gegend viele Weinberge angelegt.

1152

In einer Urkunde aus der Zeit zwischen 1152 und 1200 heißt es: „Der Erzbischof von Magdeburg verkauft seinem Getreuen Niegreve den bei Schartau gelegenen Wald mit dem Beding, dass er ihn an Ackerbauern zur Urbarmachung austue und er, Niegreve, den vierten Teil von allen Früchten erhalte, auch die Vogtei über die erzbischöflichen und seine Güter zu Lehen haben solle. Er gestattet, dass die Hufen auf 0 Morgen ausgedehnt werden, und bestätigt den Kolonisten das von ihnen gewählte Lindowsche Recht. Auch bestimmt er, dass die Hufe jährlich zwei Schilling Zins, einen Schilling zu der Bede genannten Steuer zahlen und die Wozop genannte Pacht mit acht Scheffel Gerste ablösen solle. Außer diesen ihm zu leistenden Abgaben sollen die Bewohner des Waldes von jeder Auflage und Last frei sein und zum Bau des Deiches (des Dik genannten Erdwalles) nicht herangezogen werden. Endlich gewährt er ihnen das Recht des Fischfanges und jeglicher andern Nutzung des Flussbettes der Elbe, jedoch nur, soweit dasselbe von dem Walde berührt wird.“ Diese Siedlung erhält wieder den Namen Niegreve, während Niegripp nun Alt Niegreve genannt wurde. Aus der Verfügung, dass Niegreve auch die Vogtei über die erzbischöflichen und seine Güter zu Lehen haben solle, lässt sich Folgendes schließen: Niegreve ist vom Erzbischof auf dem von ihm gegründeten Gut Niegreve als Verwalter desselben eingesetzt und erhält den Auftrag, den Besitz durch ein zweites Gut zu vergrößern. Mit dem zweiten Niegreve ist er selbst belehnt und erhält über beide die Vogtei, d.h. die Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Die Ackerbauern besitzen keine Gerechtsame, denn Felder, Weiden und Wälder gehören zum Gut und sind den Bauern zugeteilt, aber ohne dass sie Ansprüche haben. Als dann der Adel damit belehnt ist, da werden sie als Gutsarbeiter vollständig zu Leibeigenen. Die von Treskow sind lange Zeit damit belehnt und die Ansicht „Haus Niegripp“ zeigt, dass es nach 1600 noch Gut war und keine niedersächsische Dorfsiedlung. Die zu Leibeigenen gewordenen Ackerbauern, sind Söhne von hiesigen Bauern, die keine Gerechtsame erhalten haben und glauben sich hier eine Existenz gründen zu können. Das zweite Niegripp bleibt unter denselben Verhältnissen mit Alt Niegripp verbunden und besteht aus einem Vorwerk, welches um 1300 durch die Elbe abgetrennt wird. Die Bauern des angrenzenden Dorfes Gossel verteilen sich auf Burg, Schartau und ein Teil siedelt sich in der Nähe von Alt Niegripp an, sie nehmen aber ihre Gerechtsame mit, so dass sich das Gebiet des Dorfes jetzt noch auf die drei Orte verteilt. Durch die Verlegung der Wohngrundstücke der Bauern entwickelt sich allmählich das von der Vogtei unabhängige Dorf Niegripp. Da den Bewohnern in der Gossel nur wenig Acker zur Verfügung steht, müssen sich die Zuziehenden als Fischer, Schiffer und vom Handwerk ernähren. Die Niegripper Kiepenmacher ziehen später über Jahrhunderte mit Handwagen oder Hundewagen zu beiden Seiten der Elbe weit durch das Land und setzen ihre Waren ab. Sie sind auch dauernde Abnehmer der Weiden in den Burger Feldmarken Plumperdunk und Tieferwisch.

1157

Bis Mitte des 12. Jahrhunderts bleibt der Fläming die Grenzbarriere zwischen Deutschen und Slawen. Das endet mit der Gründung der Mark Brandenburg 115 nach dem Sieg des Askaniers Albrecht der Bär über den Slawenfürsten Jaxa von Köpenick. Schon kurz nachdem Albrecht der Bär die Mark Brandenburg gegründet hatte, rufen er und der Magdeburger Erzbischof Wichmann von Seeburg in großem Umfang Siedler in die neue Mark. Die Söhne und Enkel Albrechts setzen als Markgrafen die geschickte Siedlungspolitik zur Stabilisierung der jungen Mark und zum Landesausbau fort. Die Besiedlung des Flämings vollzieht sich in Schüben, wobei im westlichen Teil und Jüterboger Raum das Erzbistum Magdeburg die treibende Kraft ist und bereits vor 115 mit der Einwerbung von Siedlern beginnt.

1158

Das Amt Niegripp wird gegründet. Niegripp wird das erste Mal urkundlich erwähnt. In der Urkunde wird ein Vasall (Lehns- oder Gefolgsmann) -„Giselbert de Nigrebe“ – des Erzbischofs Wichmann von Magdeburg als Zeuge erwähnt. In jener Zeit treten die Namen auf: 1185 Nikolaus de Nigrebe, 1238 Siegfried von Nigrebe, 126, 1285, 1292 Heideko und Heidewind von Nigribbe, 1301 Friedrich von Nygrip, Meister des Templerordens zu Süpplingenburg.

1

Das Werben der Erzbischöfe ist nicht erfolglos gewesen. Es sind hierher jedoch nur wenige Kolonisten zugewandert. Viele ziehen die Städte vor, da sie keine Gerechtsame besitzen. Diese sind oft in den Dörfern unter den Bewohnern aufgeteilt. Einige Kolonisten werden mit der Gründung von Dorfsiedlungen beauftragt. So entsteht auch Niegripp. Einige Veröffentlichungen lassen die Annahme zu, dass viele Bewohner unserer Heimat von Niedersachsen abstammen.

1159

Die Siedler von Wusterwitz wählen das Schartauer Recht, während die Siedler des von Schartau abgetretenen Gebietes das Lindowsche Recht wählen.

1160

Es siedeln sich norddeutsche, niederländische und flämische Kolonisten an, die Deiche und Dämme errichten. Mit ihrer Erfahrung im Deichbau tragen sie zu den Eindeichungen von Elbe und Havel bei. Ständig müssen Vorkehrungen getroffen werden, das Land auf Dauer zu halten. Es gilt Einbruchstellen zwischen Hohenwarthe und dem Niegripper Trifftweg bis zur Schartauer Mühle zu schließen. Viele Flamen ließen sich im heutigen Fläming nieder und gaben ihm somit (später und indirekt) den Namen.

1161

Die Burgwardei Schartau fällt an Brandenburg.

1209

Otto IV. wird vom Papst zum Kaiser gekrönt.

1210

Da er sich aber nicht so fügsam und unterwürfig zeigt, wie es der Papst fordert, wird er in den Bann getan. Der Erzbischof Albrecht ist gezwungen, ihm dies zu verkünden. Hierdurch entsteht eine erbitterte Feindschaft zwischen Kaiser und Erzbischof, was bewirkt, dass der Kaiser die Reichsacht über den Erzbischof verhängt.

1212

Es wird der übliche Gegenkaiser gewählt und nun beginnen die Kämpfe zwischen Otto und dem Erzbischof, die sich auch auf unser Gebiet ausdehnen.

1213

Niegripp wird genannt in den Kämpfen des Hohenstaufen Phillipp von Schwaben und des westfälischen Otto

IV. von Braunschweig. Kaiser Otto IV. kämpft gegen den Papst und den Erzbischof von Magdeburg, Adalbert II., und verwüstet das Erzstift stark. Die Magdeburger Schöppenchronik bringt einen ausführlichen Bericht über diesen Vorgang, welcher besagt: „Im Herbst dieses Jahres kam Kaiser Otto mit Macht, schlug sein Zelt vor Calbe auf und verbrannte und verheerte alles ringsumher. Er fand eine neue Furt über die Elbe und verheerte das Land bis an die Havel. Ihm half Herzog Albrecht, Markgraf von Brandenburg. Er zog vor Burg und wollte es stürmen, dort waren Truchseß Gerhard und der Burggraf von Magdeburg mit Rittern und Knappen angekommen und wehrten den König ab, so dass er vor Niegripp zog und das Schloss stürmen wollte. Daselbst wurde er von den Schützen empfangen, so dass er viel Leute verlor (laut Danneil: „...schützte die Feste Nigrip“). Nach der vergeblichen Belagerung war inzwischen die Elbe gewachsen und als sie wieder über ihre Fuhrt zurück wollten, ertranken viele im Flusse.“ Über das Schloss Niegripp ist nur noch wenig bekannt.

Die Gerechtsame von Sommeringen erhält Glindenberg, an dieses schließt sich nördlich Biederitz an, denn der Biederitzer Forst erstreckt sich von den Sommeringen bis an das nördlich angrenzende Gebiet, welches um 1250 zur Gründung des Dorfes Niegreve, jetzt Heinrichsberg, von Schartau abgetrennt wird. Da Niegripp später Amtsbezirk wird, behält es die von Glindenberg und Heinrichsberg beackerten, Stammen genannten Felder und Wiesen als Eigentum, muss die Burgwardei einen großen Teil ihres Gebietes abtreten.

Bewohner von Nosdorf und Plumperdunk haben sich während der Gründung der Unterstadt nach Burg begeben und ihre Gerechtsame mitgenommen. Das Biederitzer Forsthaus befindet sich in Neuhof, und um für den Förster eine Verbindung mit Biederitz herzustellen, wird die Renne durch die Stremme mit der Elbe verbunden, so dass er es im Handkahn erreichen kann.

1275

Die erste Elbbrücke in Magdeburg wird erwähnt. Sie stürzt bei einem Umzug ein, 300 Tote.

1283

Erzbischof Erich flüchtet im kleinen Kahn nach Wolmirstedt.

13. Jahrhundert

Versetzt man sich in das 13. Jahrhundert zurück und überblickt vom Weinberg zwischen Lostau und Hohenwarte aus die Landschaft, so erhält man folgendes Bild: Südöstlich am Fuße des Weinberges liegt das Dorf Lostau und südwestlich in weiterer Entfernung Rothensee. Nach Westen blickt man über einen weiten, mit Wein bepflanzten Hang und in weiter Ferne fließt die Elbe nach Wolmirstedt. Eine halbe Meile östlich davon liegt in einem leichten Hügelgelände das Dorf Glindenberg und wieder etwas östlich davon liegt auf einer Höhe das kleine Dorf Sommeringen, die Höhe fällt nach Osten ab, steigt dann aber wieder zum Dorfe Hohenwarte an. Gegen 1300 tritt eine sehr feuchte Klimaperiode ein. Das Bett der Elbe kann die zufließenden Wassermengen nicht mehr aufnehmen. Es entstehen wieder Nebenarme wie über tausend Jahre vorher. Um 1300 verlegt die Elbe ihr Bett. Auch der von Rothensee nach Burg führende versiegte alte Arm füllt sich und führt die Wassermassen in die frühere Richtung der Sommeringhöhe, bahnt sich den Weg wieder in Richtung Norden. Ein zweiter Arm bildet sich auf der Ostseite von Magdeburg. Dieser hat einen starken Zufluss durch Flüsse und Flüsschen. Da hier noch kein ausgeschwemmtes Bett vorhanden ist, läuft das Wasser zwischen breiten Ufern in großen Windungen nach Norden, gerät in die Niederungen zwischen Biederitz und Lostau und muss nun den Weinberg umkreisen. Hier treffen die beiden Elbarme wieder zusammen, vereinigen sich.

1300

Der Erzbischof weiht den See Zollau bei Glindenberg, weil dort „böse Geister ihr Unwesen treiben und die Fischer stören“. Dieser wird daraufhin der „Heilige See“ genannt.

1310

Es wird das Zollschloss Hohenwarthe gebaut.

1363

Die Auswirkungen der natürlichen Elbverlegung werden wie folgt erklärt: Nach der Vereinigung der beiden Arme verstärkt sich der Wasserdruck durch den umflossenen Weinberg nach Westen und unterspült die Sommeringhöhe, so dass sie nach und nach abstürzt. Die Bewohner verlassen das Dorf und siedeln mit ihren Gerechtsamen nach Glindenberg über. Dieses muss verhältnismäßig schnell geschehen sein, denn 1363 wird Glindenberg zu den adligen Gerichten zwischen Elbe und Bode gelegt. Demzufolge ist der neue Flusslauf bereits als Elbe anerkannt und die Dörfer Rothensee und Glindenberg werden linkselbisch. Sommeringen wird nicht wieder erwähnt. Auf dem stehen gebliebenen Teil der Höhe wird vom Erzbischof nach der Überlieferung Nygenhove (Neuhof) als Jagdschloss gebaut. Nygenhove wird später Vorwerk des Amtes Wolmirstedt. In den folgenden Jahrhunderten stürzen je nach den Wasserverhältnissen die Höhen weiter ab, wird das linke Ufer durch Anschwemmungen verbreitert. Die alten Burgwardei-Bezirke sind von der Elbe durchschnitten.

1371

Das Schloss Niegripp ist Gemeinschaftsbesitz der Gebrüder Friedericus, Conradus und Otto von Belitz als Stiftsvasallen des Erzbischofs.

1376

Erzbischof Peter löst das „Haus Niegripp“ von denen von Belitz und von Gerhard von Wederden ein. (Die von Wederden sind ein mächtiges, uraltes Ministerialgeschlecht des Erzstiftes, besonders um Wanzleben begütert im 1. Jahrhundert. Mehrere Domherren von Magdeburg gehören der Familie an. Im

16. Jahrhundert erlischt sie.)

1378

Der Herzog von Mecklenburg äschert Körbelitz, Biederitz und Gerwisch ein.

1379

Heyne Gebrecht bezeugt am

29. Juni, dass Erzbischof Peter ihm 10 Mark jährlicher Zinsen aus Domersleben wiederkäuflich verkauft hat für 100 Mark, welche er zur Lösung des Schlosses Niegripp gebraucht.

1396

Erzbischof Albrecht verpfändet am 30. März an die Bürger Busse und König für 350 Mark die Hälfte des Schlosses Niegripp mit allem Zubehör, so wie es die Gebrüder Gebhard, Heinrich und Hans von Alvensleben vom Erzstift innehatten.

1398

Die Magdeburger Bürger Busse und König bekennen am

9. Oktober, dass ihnen Erzbischof Albrecht das Schloss Niegripp für 00 Mark Silber verpfändet hat.

1428

Niegripp wird an zwei Magdeburger Bürger verpfändet, anschließend streiten sich das Erzbistum und Magdeburg um den Ort.

1432

Der Erzbischof liegt mit Magdeburg und anderen Städten in Streit. Die Magdeburger, unter ihrem Stadthauptmann-Henning Strobart, erobern die erzbischöflichen Schlösser Ummendorf, Niegripp und Tucheim.

1440

Die für die Erhaltung und Pflege der Deiche geltenden Rechtsgrundsätze beruhen auf dem sogenannten Gewohnheitsrecht. Dieses wird als Elbdeichrecht im Gericht Ploto zusammengefasst. Die Deichpflicht erstreckt sich nicht nur auf die anliegenden Dorfgemeinden, sondern auch auf solche, die von der Elbe nicht unmittelbar berührt werden. Die Fluten nehmen bei Dammbrüchen ihren Weg quer durch das Jerichower Land.

Bei Nichterfüllung der Deichpflicht drohen hohe Strafen:

  • Wer bei höchster Wassernot (Deichbruch) nicht zur Hilfe eilt, der wird an den Deich gepfählt, indem man ihm einen Eichenpfahl durchs Herz treibt.
  • Wenn ein Feind zu Kriegszeiten den Damm zu durchstechen versucht, müssen alle Deicher dem entgegenwirken. Wer sich weigert, hat Leben und Eigentum verwirkt.
  • Auf Holzdiebstahl, welches zum Deichbau bestimmt ist, steht die Todesstrafe.
  • Wer einen Mitdeicher bei der Arbeit bestiehlt, dem werden die Ohren abgeschnitten.
  • Wer den Deich durchsticht, wird gevierteilt und sein Körper an vier Enden des Deiches auf vier Räder geflochten.Über die Deichbauweise, die sich über die Jahrhunderte ständig weiterentwickelt, ist Folgendes überliefert:
  • Alle 100 Ruten (3 Meter) soll der Damm einen angeschütteten Fahrweg zur Krone hinauf erhalten.
  • Die der Elbe zugekehrten Böschungen sind zum Schutz gegen den auswaschenden Wellenschlag und Druck der Treibeismassen mit Weiden zu bepflanzen.
  • Pure Erde soll zum Deichbau verwendet werden.
  • Es ist streng verboten, Faulholz, Holzbündel oder Rohr (Schilf) in den Damm einzufügen.
  • Selbst bei allergrößter Wassernot (Hochwasser) sollen die Deicher den Ackerboden nicht tiefer als einen Spatenstich abheben, da sonst durch hervorquellendes Drang- und Grundwasser die Gefahr des Deichbruchs noch höher ist. Die Feldmark von Blumenthal ist in dreifacher Hinsicht äußerst wertvoll: einmal wegen des ausgedehnten Eichenwaldes, dessen letzte Reste heute noch zu sehen sind, wegen der ertragreichen Böden und guten Weiden und nicht zuletzt we

gen des direkten Zugangs für die Verschiffung von Getreide. So bemühte sich der Burger Rat um den Ankauf von Blumenthal. 10 verkaufte der Erzbischof von Magdeburg für 1000 Schock Kreuzgroschen dem Rat von Burg die Feldmark Blumenthal.

1449

Von Tenne stellt einen Lehnrevers (schriftliche Bestätigung des Lehnsempfang) an Erzbischof Friedrich über Schloss Niegripp aus.

1458

Die Adelsfamilie von Treskow wird als Eigentümer des Ortes und des Schlosses genannt.

1466

Die von Treskows verkaufen das von Raubrittern besetzte Schloss an den Magdeburger Erzbischof Johann. Neben den von Treskows sind in der Folgezeit auch Familien wie die von Erxleben und von Wulffen im Ort ansässig.

1466 - 1470

In dieser Zeit ist das Erzstift Magdeburg fast zwei Jahre ohne Regenten. Sogleich macht sich das Raubritterwesen auch auf den erzbischöflichen Schlössern wieder breit. Der neue Erzbischof, Johann von Bayern, erobert seine Burgen Altenplathow, Sandau, Niegripp, Buckow, Milow und Krüssau zurück. Die Raubritter, soweit sie ihm in die Hände fallen, setzte er zu Giebichenstein, Egeln und Wanzleben gefangen.

1468/69

Wegen des Kaufes der Feldmark Blumenthal kommt es 168/69 zu einem Aufstand der Burger Innungen und von Bürgern gegen den Rat.

1509

Nachdem Hohenseeden im

15. Jahrhundert in den Besitz der in Niegripp ansässigen Familie von Treskow gelangt ist, erwirbt Lippolt von Arnim den Ort.

1562 - 1564

Nigripps erste große Kirchenvisitation (wichtigstes Werkzeug zur Durchführung der Reformation).

1564

Burg erhält die Bestätigung aller Gerechtsame.

1566

Hochwasser bis an den Judenberg, so dass man mit dem Kahn nach Parchau fahren kann.

16. /17. Jahrhundert

Die weitere Verlagerung des Stromes dauert Jahrhunderte. Vom Weinberg Hohenwarthe werden riesige Mengen von Sand und Erde vom Hochwasser mitgeführt und später wieder abgelagert. Als eine steile Böschung entstanden ist, wird diese unterspült und der abstürzende Sandboden unterhalb Hohenwarthe auf dem rechten Ufer angespült. Ähnlich wirkt sich die Geländeabschwemmung auch auf die Höhe von Hohenwarthe aus. So verlegt der Strom sein Bett immer weiter nach Osten und als die starke Biegung beseitigt ist, wird auch auf der Westseite Boden abgelagert, so dass nur die Zollau erhalten bleibt. Im 16. und 1. Jahrhundert kommt es zwischen dem Rat von Magdeburg und dem von Burg zu einem schweren und lang andauernden Streit wegen des Rechtes der freien Elbschifffahrt und des -handels. Die reichen Magdeburger Getreidehändler verhindern teilweise mit roher Gewalt den Getreidehandel in Blumenthal. Die Burger Händler verkaufen hier direkt an Hamburger Getreidehändler und kaufen Seefische, die damals die Nahrung des einfachen Mannes sind, sowie andere Meeresprodukte und überseeische Waren. Das möchten die Magdeburger verhindern, weil sie das Geschäft selbst machen wollen. Trotz aller Versuche der Magdeburger, den Burger Elbhandel zu unterbinden, können die Burger teilweise ihr Recht behaupten.

17. Jahrhundert

Mit dem Jahre 1600 beginnen die Eintragungen in den Kirchenbüchern. Als Register können diese aber nicht betrachtet werden, denn die monatlich abgeschlossenen Tauf- und Sterbelisten dienen dem Kaplan, der für jede Taufe und für jedes Begräbnis einen Groschen erhält, als Unterlagen für die Abrechnung. Die Eintragungen sind unter Angabe des Datums gemacht, aber für die Ahnenforschung sind viele wertlos. So steht z. B. unter Getaufte: Des Marktmeisters Kind, ein Kuhhirten Kind, ein Kälberhirten Kind, ein Hurkind usw. Bei Begräbnissen: Die alte Jungfer namens Maria, der alte Flickschuster, die alte Müllersche, ein Hurkind usw. Eine Neuordnung der Deichverfassung von 1619 kann durch einsetzende Kriegsunruhen nicht verwirklicht werden.

1635

Es ergeht eine neue Deichordnung. Diese gilt bis in die neuere Zeit hinein als Grundlage für alle späteren Deichvorschriften.

1618 - 1648

Der 30-jährige Krieg und der große Elbdeichbruch 1655 werden die Burg in eine Ruine verwandelt haben und gegen Ende des Jahrhunderts liegt Niegripp fast wüst.

1655

Sowohl im Dreißigjährigen Krieg als auch bei der Elbeflut von 1655 trug Niegripp schwere Schäden davon. Das

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Schloss verfällt im Lauf der Zeit. Die gesamte Deichlänge (12 22 Ruten – Rute: landwirtschaftliches Längenmaß, in Preußen ist eine Rute 3,663 Meter) von Hohenwarthe bis Havelberg ist infolge des Krieges zermürbt und kann der großen Elbflut im Jahr 1655 nicht standhalten. Der unermessliche Schaden bringt einen Wandel in der Deichpflicht mit sich. So wird der lange Deich in drei Hauptabschnitte zerlegt. Ein Abschnitt verläuft von den Hohenwarther Bergen bis an die Parchauer Berge. Deichpflichtig sind die Gemeinden Burg, Niegripp, Schartau und Parchau. Für je einen Hauptteil ist jeweils ein Deichschulze verantwortlich. Darüber steht der Deichhauptmann.

1680

Mit dem Ende des Erzbistums Magdeburg kommt der Ort unter die brandenburgischpreußische Landesherrschaft.

1684

Die Elbe hat im 1. Jahrhundert zwischen Rogätz und Kehnert nicht den heutigen Verlauf (sanft und gerade), sondern bildet eine große, kreisförmige Krümmung bis in die Wolmirstedter Region hinein. Die dadurch entstandene Halbinsel „der Treuel“ ist Blumenthaler Feldmark, eine Elbschleife zwischen Blumenthal und Schartau. Bei der Bergfahrt werden die Schiffe durch Pferde oder Menschen getreidelt, daher auch der Name „Treuel“. Hier spielt sich der Elbhandel ab und hier steht der beste Eichenwald. Am 13. Juli 168 lässt die kurfürstlich-brandenburgische Regierung in Magdeburg gewaltsam die Elbschleife und den „Treuel“ an der schmalsten Stelle durchstechen.

18. Jahrhundert

Es erfolgen erste künstliche Flussbegradigungen.

um 1726

Preußens König Friedrich Wilhelm I. erwirbt um 130 das Schlossgut Niegripp und andere benachbarte Besitzungen zur Schaffung eines Domänenamtes für seinen Sohn Prinz Heinrich. Das Niegripp jenseits der Elbe ist verwaltungsmäßig weiter bei Alt-Niegripp geblieben, erst als der König das Amt Niegripp kauft und dem Prinzen Heinrich übergibt, erhält es den Namen Heinrichsberg. Hier ist ein kleines Dorf entstanden, dessen Bauern hauptsächlich Niegripper Acker in Pacht haben, wie es auch nach der Separation2 der Fall war. Die gewerbliche Elbfischerei in diesem Gebiet beginnt 130 und endet 1810.

1731

Besuch des Königs in Niegripp

1732

Auf Geheiß Friedrich Wilhelm I. wird die Niegripper evangelische Kirche durch den Landmesser Friedrich August Fiedler errichtet. Noch aus der Vorgängerkirche stammt der kelchförmige Taufstein aus Sandstein mit dem Stifterdatum von 166.

1735

Grundsteinlegung für den ersten Schulbau in Niegripp auf des Königs Geheiß.

2Separation Die Separation, Markenteilung oder Verkoppelung genannte Flurbereinigung war im 18. und 19. Jahrhundert in Deutschland eine Neuverteilung landwirtschaftlich genutzter Bodenflächen. Sie kam aufgrund ihrer Folgen einer groß angelegten Agrarreform gleich.

1770 - 1780

135 Bürger geboren, 12 gestorben.

1783/84

Der Winter 183/8 ist außergewöhnlich kalt und schneereich. Für die Stadt Halle wird von einer ununterbrochenen Frostperiode vom 1. November 183 bis 23. Februar 18 berichtet, welche die Saale für 20 Wochen zufrieren lässt. Von Ende Dezember bis Ende Februar bildet sich bei Dresden auf der Elbe eine mehr als 110 Zentimeter dicke Eisdecke. Ein Warmlufteinbruch um den 23. Februar und großflächiger Starkregen bewirken Ende Februar ein plötzliches Tauwetter, das die Schneemengen im Flachland und in den Mittelgebirgen rasant abschmelzen lässt. Bei diesem Winterhochwasser, einem so genannten Eishochwasser, auf der Elbe kommt es im Elbtal, auch bei Magdeburg, zu Dammbrüchen und Verlagerungen des Elbverlaufs. Gärten, Felder und Wiesen werden von Sand, Schlamm, Steinen und mitgerissenem Treibgut bedeckt. Vorräte verderben und Mühlen werden unbrauchbar. Lebensmittel werden knapp, alles wird teurer.

1785

Die Gemeinde besitzt 21 Morgen Acker, 2 Morgen Gartenland, 19 Morgen Wiese und hat mit dem Amtsvorwerk

u. a. 210 Morgen Eichen- und Elfenholzung, eine Mühle und eine Fähre.

1795

0 Häuser, 00 Einwohner, Schäferei

1815

Preußen reformiert seine Territorialverwaltung und Niegripp wird in den Kreis Jerichow I mit der Kreisstadt Burg eingegliedert.

1836

Die Eichen auf dem Treuel sollen um die 800 Jahre alt gewesen sein. Im Jahre 1836 bei der so genannten „Gemeinheitssteigerung“ wurde der prächtige Eichenwald abgeholzt.

1842

Ein Küster- und Schulhaus mit Lehrer, 93 Wohnhäuser, 68 evangelische und 1 katholischer Einwohner, 2 Krüge, 2 Windmühlen, 2 Kossaten, Häuslieger und 20 Einlieger

19. Jahrhundert

Das östliche Elbufer wird durchgängig eingedeicht. Der Ausbau der Elbe als Verkehrsweg beginnt. Neuhof muss dem Kanalbau weichen. An die alte Siedlung erinnert nur noch die an Glindenberg übergegangene Wiese Sommeringen. Die Zollau hat noch im 19. Jahrhundert einen Zufluss aus der Richtung Rothensee und steht mit dem Einnehmer und der Renne durch einen Graben in Verbindung. Die Renne führt am Fuße der Höhe des ehemaligen Sommeringen vorbei und mündet dann in die Elbe. Als Beweise für die frühere Ausdehnung des Weinbergs und der Hohenwarther Höhe sei Folgendes aufgeführt: Die Gemeinde Hohenwarthe besitzt auf dem linken Elbufer noch große Wiesenflächen nach alten Gerechtsamen. Die Kirche steht an dem sehr hohen und steilen Ufer und ist, obwohl der Turm abgebrochen und durch eine turmähnliche Mauer ersetzt worden ist, nur sechs Meter von diesem entfernt. Der alte Kirchhof muss auch die Westseite der Kirche umschlossen haben, denn Kirchen sind im Dorfe gebaut, anstatt an einem Abgrund.

1845

Ein Durchbruch zerstört die neu erbaute Eisenbahnlinie.

ist der Wasserstand so hoch, dass der Glindenberger Wall durchbrochen und ein Teil des Dorfes überschwemmt wird. Da das Wasser immer weiter ansteigt und Bewohner gefährdet, fahren einige beherzte Männer nachts heimlich im Kahn zur Nordseite und durchstechen den Wall, um sich vor dem Wasser zu retten. Bald darauf wird der Elbwall von Rothensee bis Heinrichsberg gebaut. Hierdurch werden die Feldmarken gegen Überschwemmungen geschützt und ein Wiesengelände zwischen Wall und Elbe geschaffen.

19. Jahrhundert

Eine spürbare Konkurrenz bekommt der Transport auf dem Plauer Kanal Niegripp durch die erste Eisenbahnlinie zwischen Berlin und Magdeburg. Der Kanal verödet in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Die Kirche bekommt im letzten Drittel des Jahrhunderts eine Orgel mit einem rundbogigen Prospekt.

1861

Niegripp hat 293 Feuerstellen und 969 Einwohner.

1862

Nach 1862 legt man den Plauer Kanal zeitweise trocken, lässt ihn durch Tagelöhner vertiefen und verbreitern. Eine Schicht dauert zehn Stunden und der Lohn dafür beträgt 1,50 Mark. Von Seedorf kommt ein Abzweig zur Ihle hinzu. Auf Betreiben der Stadt Burg wird das Flüsschen teilweise zum Kanal, über den man bei Niegripp in nach einem Schleusenvogang in die Elbe gelangt.

bis 1872

Die Eisenbahnlinie Magdeburg-Berlin verläuft bis etwa 182 über Gerwisch, Lostau, Hohenwarthe, Niegripp, Burg..

1865 - 1871

Zur Erweiterung des im

18. Jahrhundert gebauten Plauer Kanals wird der Ihlekanal geschaffen, der nördlich von Niegripp mit einer Schleuse zur Elbe hin seinen Anfang nimmt. Den günstigen Verkehrsweg und die vorhandenen Tonvorkommen nutzen mehrere Ziegeleien, sich im Niegripper Raum anzusiedeln.

1871

Zwar ist die gesamte Kanalstrecke jetzt länger, aber für die Schiffe nach Magdeburg und elbaufwärts verkürzt sich der Abschnitt gegen den Strom um etwa 30 Kilometer.

1876

Am ersten Ostertag läuft das Wasser der Elbe wieder über den Wall. Daraufhin wird der Wall verstärkt und erhöht.

1885

Im Ort gibt es die Fleischereien von Albert Lüderitz und Friedrich Scherf. Zwischen Niegripp und Schartau sind zwölf Ziegeleien in Betrieb. Sie prägen bis zum Niedergang der Ziegelindustrie nach dem Ersten Weltkrieg die wirtschaftliche Struktur des Ortes. Danach muss er zu seiner althergebrachten landwirtschaftlichen Prägung zurückkehren.

1888

Die Elbschifffahrtsgesellschaft „Die Kette“ richtet einen Schleppdienst zwischen Niegripp und Brandenburg und zurück ein, der durch den Dampfer „Friedrich Wilhelm“, ein Doppelschraubenschiff, betrieben wird. Die Elbe bei Parey wird neu eingedeicht und man schafft drei Kilometer flussaufwärts einen neuen Durchlass zum Fluss. Nach der Einweihung der neuen Pareyer Schleuse fahren die Schiffer dort entlang, wenn Berlin ihr Ziel ist, aber über Niegripp in Richtung Magdeburg.

Barbier Friedrich Boecker ist als Fleischbeschauer tätig.

1893

Es gibt einen großen Waldbrand bei Niegripp. Die Nigripper, Hohenwarther und Lostauer Bürger beteiligen sich am 9. April an den Löscharbeiten.

1894

Der Sattler Friedrich Schinke ist als Fleischbeschauer tätig.

1897

Im Ort gibt es 105 Pferde, 23 Rinder, 65 Schafe, 92 Schweine, 328 Ziegen, 256 Gänse, 83 Enten, 2815 Hühner; von 182 Häusern haben 12 Viehbestand.

1898

Niegripp hat 1253 Einwohner, davon sind 225 Schüler.

um 1900

„Schinderkuhle“ ist eine Kuhle für tote Tiere (heute In der Sandschelle zwischen Wust 5c und Lüdde 5d). Auf dem alten Kirchenfriedhof befindet sich ein altes Gewölbe, in dieser Gruft spielen die Kinder. In der Kirche gibt es extra Sitzgelegenheiten für den Domänenrat.

1905

Auf dem Friedhof gibt es Gräber für unbekannte Tote aus der Elbe.

1906

Am 1. März 20-jähriges Jubiläum der Pferdeomnisbusverbindung, die auch Post beförderte. Es gibt in der Gemeinde 100 Pferde und sieben Pferde auf dem Gut. Im Augustwerden in der Niegripper Feldmark „Die Stämme“ drei Kalibohrtürme errichtet. Es gibt eine Entschädigung: 200 Mark für einen Morgen. Ein weiterer Bohrturm wird im September gebaut.

In der Wohnung des Arbeiters August Kohle brennt es am 1. November. Ein Säugling und Kühe ersticken.

1907

Am 1. September werden die Bohrtürme wieder abgebaut und nach Rumänien transportiert. Durch die Niegripper Schleuse fahren 285 Frachtschiffe von und 3 330 Frachtschiffe zur Elbe, 83 Dampfer von und 239 Dampfer zur Elbe.

1910

Der Feldweg von Niegripp nach Hohenwarthe wird als Straße ausgebaut.

Der Verlust der Ziegelindustrie tut der Entwicklung des Ortes keinen Abbruch, die Einwohnerzahl steigt von 1012 im Jahr 1910 auf 12 im Jahr 1939.

1914

Einen weiteren Ausbau des Kanalsystems verhindert der Erste Weltkrieg. Nach ihm kommen wieder alte Vorstellungen über eine durchgehende Wasserstraße zwischen Rhein und Oder auf manche Tagesordnungen.

1920

Der Preußische Landtag beschließt den Bau des Mittellandkanals von Magdeburg nach Hannover als Anschluss an die märkischen Wasserstraßen. Zusätzliche Veränderungen begünstigen dieses Vorhaben. Zum Beispiel schneidet bei Parey ein neuer Durchstich den Ihle-Kanal-Bogen bei Bergzow ab.

1924

Der Pferdeomnibus fährt jeden Morgen um acht Uhr nach Burg.

1930

Es existieren noch zwei Eingänge in einen Gang, der angeblich vor Jahrhunderten unter der Elbe hindurch nach Rogätz führte. Die Eingänge befinden sich in der Nähe des heutigen Schulhortgebäudes.

Mit dem Ausbau des Ihlekanals als Teil des neuen Elbe- Havel-Kanals wird die südlich des Ortes gelegene neue Niegripper Schleuse zusammen mit dem Schiffshebewerk Rothensee nach zweijähriger Bauzeit in Betrieb genommen. Sie dient dazu, Schiffe auf dem direkten Weg von der Elbe aus Richtung Norden in den Elbe- Havel-Kanal zu führen. Dazu passieren die Schiffe den 0,6 Kilometer langen Niegripper Verbindungskanal. Nicht fertig gestellt wird die Elbüberführung bei Hohenwarthe, denn weitere Pläne macht der Zweite Weltkrieg zunichte.

1946

Die alte Schleuse wird bis zu diesem Jahr genutzt. Danach wird sie endgültig außer Dienst gestellt und zugeschüttet.

1952

Mit der DDR-Gebietsreform wird am 23. Juli aus dem Kreis Jerichow I der Kreis Burg.

1960

Die Elbefähre nach Heinrichsberg wird stillgelegt.

1964

Die Einwohnerzahl Niegripps hat sich auf 1182 verringert.

1990

Der Abwärtstrend der Einwohnerzahl hält auch nach dem politischen Wandel an, obwohl mit einer Agrargenossenschaft und mehreren Baubetrieben eine günstige Infrastruktur geschaffen und vorhanden ist.

2002

Am 1. Dezember erfolgt die Eingemeindung des Ortes Niegripp in die Kreisstadt Burg. Der ehemalige Magdeburger Oberbürgermeister Dr.

Wilhelm Polte wird zum Ortsbürgermeister gewählt.

2003

Die Bedeutung der Neuen Schleuse nimmt mit der Eröffnung der Trogbrücke über den Mittellandkanal stark ab. Die Schleusenkammer ist 16,60 Meter lang und 12,20 Meter breit, der Baukörper besteht aus Stahlbeton, die Kammerwände sind verankerte Stahlspundwände. Die Schleusentore sind aus Stahl gefertigt.